Ein Heim für digitale Nomaden

Nicht mal hundert Meter – weiter ist es nicht vom Hotel „Künstlerquartier Seezeichen“ in Ahrenshoop bis zur Ostsee. Wer hier absteigt, hat Strandspaziergänge und Badeausflüge schon auf dem Zettel. Wer außerdem noch die eine oder andere Stunde arbeiten möchte, ist hier richtig. Denn im Co-Working-Space lassen sich Erholung und Arbeit im wahrsten Sinne unter ein Dach bringen. Die Firma Project Bay organisiert diese Möglichkeit, für den es den Begriff Workation gibt: eine Mischung aus Arbeiten (work) und Urlaub (vacation).
„Der Erholungsurlaub soll dadurch natürlich nicht ersetzt werden“, sagt Maria Decker, Community Managerin bei Project Bay. „Aber so muss man an einer Videokonferenz nicht aus dem Hotelbett heraus teilnehmen. Und man kann seine Arbeitstage schöner gestalten.“
Zu Corona-Zeiten hatte die Workation-Idee um sich gegriffen, als viele Menschen nicht in ihre Büros gehen konnten, sondern ihre Laptops in Ferienhäusern oder am Strand aufklappten. Heute ergibt sich so die Chance, den Urlaub um ein paar Tage zu verlängern, aber schon einige Aufgaben aus dem Job zu erledigen, ohne der Familie im Weg zu sein.
Gebucht wird tageweise, aber wann und wie lange der Platz genutzt wird, liegt an jedem Nutzer selbst. Der Mehrwert für den Standort entsteht vor allem dadurch, dass Wissen in die Region kommt und sich vielleicht verankert. Außerdem treffen sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen: Hier tauschen sich vielleicht Marketing-Fachleute mit Ingenieuren, Computerspezialisten mit Architekten aus. „In solche Netzwerke gibt jeder das hinein, was er hat – und nimmt das mit, was er braucht“, sagt Maria Decker. Die 31-Jährige genießt selbst die Nähe zum Meer. „Unsere Gäste möchten das auch erleben. Und sie können natürlich die Angebote des Hotels nutzen, zum Beispiel den Wellness-Bereich.“
Project Bay ist seit 2020 in Mecklenburg-Vorpommern aktiv, betreibt weitere Standorte auf Rügen und Usedom, außerdem in Rostock und Schwerin, aber auch in Waren/Müritz und Fleesensee. Dabei kooperiert das Unternehmen jeweils mit einem Hotel vor Ort, in dem Räume für die vorübergehenden Büros zur Verfügung stehen. Die Firma stellt unter anderem gut funktionierendes WLAN, zusätzliche Bildschirme, Kabel und Drucker bereit.

Büro mit Boddenblick
In Barth gibt es die Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten, schon seit 2022. Eine ehemalige Schule wurde vor einigen Jahren saniert und zum Vineta-Bürgerhaus umgebaut. Dabei wurden zwei Räume gleich als Co-Working-Space geplant – exklusiv mit Blick auf Hafen und Bodden. „Wir wollten auch bei uns eine Möglichkeit für mobile Arbeitsplätze schaffen“, sagt Nicole Paszehr, die in Barth unter anderem für das Stadtmarketing verantwortlich ist. Der Name P8 ist angelehnt an die Adresse in der Papenstraße 8. Dort kommen immer wieder spannende Begegnungen zustande. „Dabei waren zum Beispiel Ernährungsberater oder Finanzmanager, aber auch Berater oder Grafiker“, erzählt Paszehr.
Aber es kommen auch Studenten und Auszubildende oder sogar Schüler aus Barth selbst. „Sie bereiten auf dem großen Whitescreen im Konferenzraum Präsentationen vor und können sie gleich mal ausprobieren.“ Die Mieter können ihren vorübergehenden Arbeitsplatz nutzen, wann sie wollen – inklusive Tasse und Flatrate für den Kaffee-Automaten. Grünpflanzen, Bücher und Knobelspiele runden die Ausstattung ab. Für die Zeiten, wenn das Bürgerhaus geschlossen ist, bekommen die Nutzer eine eigene Zugangsmöglichkeit „Viele merken, dass sie hier effektiver arbeiten und mehr schaffen als in ihrem eigentlichen Büro“, lacht Paszehr.

Dieser Artikel stammt aus dem Urlaubsmagazin Fischland-Darß-Zingst 2025.
Text: Dörte Rahming - wortlaut-rostock.de
Fotos: ©Voigt & Kranz UG - ostsee-kuestenbilder.de
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